Die Bindungstheorie beschäftigt sich damit, wie im Kindesalter Beziehungen aufgebaut werden und welche Umwelten entwicklungsförderlich sind. Dabei spielen die Mutter, heute häufig auch der Vater, als primäre Bezugspersonen eines Kindes eine große Rolle. Auch in der pädagogischen Arbeit sind die Annahmen der Bindungstheorie tief verankert und bestimmen den Kitaalltag maßgeblich mit, z. B. bei der Eingewöhnung und der Interaktion zwischen Kind und Kita-Fachkraft.
Jedoch gehen die universellen Annahmen der Bindungstheorie an der Lebensrealität vieler Familien und der Vielfalt in unseren Einrichtungen vorbei. Dies stellt Heidi Keller in ihrer jüngsten Publikation „Mythos Bindungstheorie“ heraus. An vielerlei Beispielen verdeutlicht sie, wie die Erziehung von Kindern und ihr Bindungsverhalten kulturell variieren. Es ist gekoppelt an die Erziehungsziele und Erziehungsstile der Familien. Anschaulich und fundiert zeigt Heidi Keller konzeptionelle Probleme, Unklarheiten und Falschannahmen auf. Reflexionsfragen regen dazu an, neue Perspektiven bei der Gestaltung von guter Kindertagesbetreuung einzunehmen.
Reflexionsfragen:
- Sind Sie bereit, sich auf neue Sichtweisen (z. B. auf die Eingewöhnungswünsche der Familien) einzulassen?
- Ist es in Ihrer Einrichtung akzeptiert, dass Eltern durch andere Eingewöhnungspartner (z.B. durch ältere Geschwister) ersetzt werden?
- Was braucht das Kind und die Familie, damit es gut in Ihrer Einrichtung ankommt und sich wohlfühlt?
- Wie könnte die Kindergruppe in Ihrer Einrichtung mehr in den Übergang für neue Kinder einbezogen werden?