Die Kita Buratino aus Plauen nimmt seit Anfang 2019 am Programm WillkommensKITAs teil. Das 20-köpfige Kitateam betreut insgesamt 142 Kinder, davon haben 21 Kinder einen Flucht- oder Migrationshintergrund. Ein Erlebnisbericht von Kitaleiterin Ramona Donner.
Wir nehmen vermehrt Kinder mit Migrationshintergrund auf und stellen fest, dass die Familien ein sehr großes Interesse daran haben, dass ihre Kinder hier etwas lernen und gut ankommen. Sie geben sich sehr viel Mühe – auch in der Zusammenarbeit mit uns. Viele Kinder kommen erst im Kindergarten- bzw. im Vorschulalter zu uns in die Kita. Wir haben festgestellt, dass die Eingewöhnung in der Kita viel schwieriger läuft als in der Krippe. Das liegt daran, dass wir in unserer Kita ein offenes Konzept leben und viele Räume haben. Der Personalschlüssel in der Kita ist viel geringer, sodass es schwieriger ist, eine Eingewöhnung zu begleiten.
Was brauchen Eltern in der Eingewöhnungsphase?
Seit Anfang 2019 nehmen wir am Programm WillkommensKITAs teil. Seitdem besucht uns regelmäßig eine erfahrene Einrichtungsbegleiterin und arbeitet mit uns an unseren Fragen. In den Treffen haben wir uns intensiv mit der Eingewöhnungsphase und ihrer Bedeutung für Eltern beschäftigt: Welche Bedürfnisse haben Eltern in der Eingewöhnungsphase? Was brauchen sie? Und wie können wir gut auf alle Eltern eingehen? Vor der Teilnahme am Programm wussten wir oft nicht, aus welchem Land die Eltern stammen und welche Sprachen in der Familie gesprochen werden. Jetzt gibt es dazu gleich in der Aufnahme-Kartei Fragen. Ein halbes Jahr bevor die Kinder aufgenommen werden, bieten wir jetzt jeden Montag einen “Schnuppertermin” an, an dem die neuen Kinder und ihre Familien zu uns kommen können. Eine Kollegin begleitet die Stunde und so lernen die Kinder schon vorab unsere Räume kennen, können bei uns spielen und sich an die Umgebung gewöhnen. Normalerweise holen die ausländischen Väter die Kinder ab. Bei unserem Kennenlernangebot ist uns aufgefallen, dass hier meistens die Mütter die Kinder begleiten. So lernen wir auch die Mütter kennen. Nach zwei, drei Terminen kommen sie schon viel offener zu uns und lächeln beim Reinkommen. Dadurch dass wir jetzt mehr ausländische Kinder haben, merken wir aber auch, dass die Anmeldungen von deutschen Eltern zurückgehen.
Elternarbeit als Schwerpunktthema
Die Zusammenarbeit mit Familien ist ein so wichtiges Thema bei uns, dass wir uns die Elternarbeit als Schwerpunkt gesetzt haben. Gemeinsam mit unserer Einrichtungsbegleiterin haben wir zum Beispiel reflektiert: Was gelingt uns schon gut in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Familien? Und wie können wir Eltern begegnen, die emotional geladen sind? Das hilft uns, uns selbst zu hinterfragen. Unsere Einrichtungsbegleiterin gibt Anregungen, damit wir alle Eltern gut begleiten können.
Geburtstagssäckchen als nachhaltige Geschenkidee
In dem Zusammenhang haben wir uns auch gefragt, warum manche Eltern unsere Geburtstagssäckchen nicht so toll finden. Wenn bei uns ein Kind Geburtstag hat, darf es sich ein Geburtstagssäckchen zusammenstellen. Die Säckchen sind wunderschön und werden in einer Vitrine präsentiert. Das Geburtstagskind wählt ein Spiel, eine CD, ein Buch sowie einen Glücksstein aus, der hineingelegt wird. Den Beutel nimmt das Kind mit nach Hause und bringt alles, außer dem Glücksstein nach einer Woche wieder mit und wir legen es in die Vitrine. Die Kinder finden das eine tolle Sache. Aufgabe der Eltern ist, in der Woche Zeit zu finden, um mit dem Kind das Spiel zu spielen, das Buch zu lesen und die CD anzuhören. Unser „verstecktes“ Ziel war es, das die Eltern etwas mit ihrem Kind machen und dass wir nachhaltigere Geschenke als früher verteilen. Das kam nicht nur bei den Kindern sehr gut an, sondern auch bei vielen Eltern – aber eben nicht bei allen.
Ein Elternbrief schafft mehr Transparenz
So hat zum Beispiel eine Familie das Säckchen gar nicht mit nach Hause genommen. In unseren WillkommensKITAs-Treffen haben wir uns damit beschäftigt, welche Gründe es dafür geben könnte. Wir haben erkannt, dass so ein Geburtstagssäckchen auch Stress für die Eltern bedeuten kann – in einer Woche sollen sie Zeit finden, um ein neues Spiel zu lernen und ein Buch mit ihrem Kind zu lesen. Daraufhin haben wir uns überlegt, wie wir die Eltern für unsere neue Idee gewinnen können, ohne mit unseren Erwartungen Druck auf sie auszuüben. Wir haben dann einen Elternbrief verfasst, der erklärt, was es mit den Geburtstagssäckchen auf sich hat. Unsere Einrichtungsbegleiterin hat diesen Prozess mit vielen zielführenden Fragen und Anregungen sehr gut begleitet. Die Eltern können sich jetzt besser mit dem Geburtstagskind über das Säckchen freuen.