„Kulturelle Vielfalt leben wir schon lange bei uns in der ‚Bunten Welt‘. Auch die erhöhte Zahl an Geflüchteten hat uns nicht überfordert, obwohl wir uns anfangs mit Händen, Füßen, Bildern und Piktogrammen verständigen mussten“, sagt die Hortleiterin Mandy Illiger. „Schnell sprangen bei uns die anderen Kinder oder ihre Eltern ein und leisteten wertvolle Übersetzungsdienste.“ Über das Projekt WillkommensKITAs erfuhr sie dann aber vom landesweiten ehrenamtlichen Sprachmittlerdienst „SiSA“, der Infomaterialien und Dokumente übersetzt.
Themenbeiträge
Jedes Kind willkommen heißen

Kulturelle Vielfalt leben wir schon lange bei uns in der ‚Bunten Welt‘. Auch die erhöhte Zahl an Geflüchteten hat uns nicht überfordert, obwohl wir uns anfangs mit Händen, Füßen, Bildern und Piktogrammen verständigen mussten.
Mandy Illiger Hort "Bunte Welt"
310 Kinder besuchen den Hort
Vor sieben Jahren bezog der von der Stiftung Evangelische Jugendhilfe getragene Hort zusammen mit der Grundschule den schön renovierten roten Klinkerbau an der Leipziger Straße, der am Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Rund um das Gebäude stehen Plattenbauten mit einer heterogenen Bewohnerschaft. 310 der insgesamt 400 Grundschülerinnen und -schüler besuchen den Hort und werden hier in 13 Gruppen von jeweils einer Erzieherin beziehungsweise einem Erzieher betreut. Rund ein Viertel der Kinder kommt aus Ländern wie Syrien, Afghanistan, der Türkei, Polen, Russland oder China. „Im Vordergrund der Hortarbeit stehen neben der Hausaufgabenbetreuung das individuelle Lernen und das ,Lernen lernen‘“, sagt Hortleiterin Illiger. In den altersgemischten Gruppen werde viel in Kleingruppen gearbeitet, in denen die Kinder sich gegenseitig unterstützen können. Neben den Klassenräumen stehen dem Hort auch verschiedene Funktionsräume zur Verfügung, darunter ein Kicker- und Billardraum oder Räume zum Lesen, Spielen, Bauen, Tanzen und Verkleiden.
Konkrete Projekte umsetzen
Wie auch in anderen Einrichtungen ist das Essen im Hort ein großes Thema. Der Anspruch des Teams ist, hier kultursensibel zu reagieren. Auch der Essensanbieter kennzeichnet seine Speisepläne mit Piktogrammen. Diskussionen mit muslimischen Eltern gibt es, wenn ihre Kinder schon früh anfangen sollen zu fasten. „Hier leisten wir Überzeugungsarbeit, dass die Kinder tagsüber wenigstens trinken dürfen“, sagt sie. Neben einem Projekt zur „Gesunden Ernährung“ findet im Hort gerade ein Partizipationsprojekt zur „Gestaltung der Vesper-Zeit“ statt. Zunächst saßen die Hortkinder in einer Vollversammlung zusammen und machten sich Gedanken darüber, was sie sich für die Vesper-Zeit wünschen. Im Anschluss gründeten sie verschiedene Projektgruppen, die sich nun um die konkrete Planung und Umsetzung kümmern.
„Unser Anspruch ist es, jedes Kind willkommen zu heißen“, erklärt Hortleiterin Illiger. Dabei hätten sie und ihr Team in den vergangenen Jahren eine sehr gute Unterstützung durch das Projekt WillkommensKITAs erhalten. Alle neuen Kinder bekommen mittlerweile eine Begrüßungsmappe, die bei Bedarf auch entsprechend übersetzt ist. Außerdem steht ihnen ein älteres Kind als Pate zur Seite, dabei werden alle Nationalitäten miteinbezogen. „Durch die Netzwerktreffen und Weiterbildungen sind wir immer wieder wachgerüttelt worden und haben neue Denkanstöße bekommen“, erzählt sie. Besonders eindringlich sei ihr dabei eine Fortbildung über die „Sprache der Herzen“ in Erinnerung geblieben. Die habe ihr gezeigt, wie stark die Menschen in ihrer Muttersprache verankert sind. Die Muttersprache sei für viele Familien mit Fluchterfahrung das Einzige, was sie aus ihrer Heimat mitnehmen konnten. Von daher ist es Hortleiterin Illiger und ihrem Team wichtig, möglichst viel zu tun, um Kindern und Eltern eine Kommunikation in ihrer Muttersprache zu ermöglichen. Die Elternbriefe werden übersetzt und bei den Elterngesprächen sind Dolmetscher mit dabei, wenn die Ressourcen es zulassen. Außerdem dürfen die Kinder sich uneingeschränkt in ihrer Muttersprache verständigen. Die Kinder werden zudem ermuntert, Lieder und Gedichte ihrer Kultur und Muttersprache vorzustellen.
„Die WillkommensKITAs geben uns viele solcher Ideen und Anregungen. Am liebsten würden wir alles auf einmal umsetzen. Durch begrenzte finanzielle und personelle Mittel sind wir in der Umsetzung leider etwas eingeschränkt. Dennoch ist das Projekt für uns ein großer Schritt in die richtige Richtung. Und wir hoffen, dass noch viele weitere Schritte folgen werden“, sagt Hortleiterin Illiger.